Exegese bezeichnet die Auslegung bzw. Interpretation von Texten. Bei allen Weltreligionen, die auf heiligen Schriften basieren, werden diese unterschiedlich ausgelegt, wodurch verschiedene religiöse Untergruppen, Strömungen oder Kirchen entstehen.
Daher ist es nicht klug alle Christen, Hindu oder Muslime pauschal über einen Kamm zu scheren oder "den Islam" an sich zu verurteilen - denn auf einige Strömungen wird diese Kritik womöglich überhaupt nicht zutreffen. Sinnvoller ist es hingegen entweder bestimmte Auslegungen oder Strömungen zu kritisieren oder allgemein gegen Fundamentalismus oder den Glauben an Auferstehung, Reinkarnation oder den Glaube an einen Gott zu argumentieren.
Bei viele dieser religiösen Strömungen ist die Exegese alleiniges Recht von speziellen Gelehrten oder dem religösem Oberhaupt. Diese Exegese wird dann innheralb der Glaubensgemeinschaft oft als alleinige Wahrheit gepredigt und eine individuelle Interpretation der Schriften durch die Gläubigen wird abgelehnt.
Dem Gegenüber gibt es natürlich auch Stömungen, in denen die gemeinsame Exegese der Schriften mit den Gläubigen fester Bestandteil der Religionsausübung ist.
Die Exegese ist für fundamentalistische Stömungen, in denen die heiligen Schriften als direkte göttliche Offenbarung betrachtet wird, eine schwierige Gradwanderung: Wenn sich ein allmächtiger Gott offenbart, sollte man doch davon ausgehen, dass er dies in einer klar verständlichen Weise tut, die keinen Raum für Missverständnisse und Interpretationen lässt. Doch sowohl in der Bibel als auch im Koran finden sich zahlreiche Widersprüche - im Islam gibt es für die Korrektur dieser Widersprüche sogar eine geregeltes Verfahren, bei dem die historisch älteren Koranverse durch jüngere Koranverse aufgehoben werden können (Abrogation).