Fundamentalismus bezeichnet das kompromisslose Beharren auf festen politischen oder religiösen Grundsätzen als unumstößliche Wahrheit.
Religiöser Fundamentalismus basiert zumeist auf einer buchstäblichen Interpretation heiliger Schriften (z. B. Bibel, Koran) die unmittelbar als Gottes Wort verstanden werden. Die religösen Schriften gelten damit als Irrtumslos und Widerspruchsfrei - und werden dadurch gegen jegliche Kritik immunisiert und als absolute Lösung für alle (politischen, wirtschaftlichen und sozialen) Lebensfragen betrachtet.
Dem entgegen kann die Exegese auch nach einer historisch-kritischen Methode erfolgen: Hierbei wird versucht die Texte in ihrem damaligen historischen Kontext zu verstehen und sie demnach auszulegen. Die Entstehungsgeschichte eines Textes und seine damalige Bedeutung sind hierbei wesentlich. Eine solche Herangehensweise eröffnet einer Religion die Möglichkeit, sich zu modernisieren und an neue Erkenntnisse anzupassen.
Im Gegensatz zur Wissenschaft, bei der man weiß, dass eine Thesen nur so solange richtig ist, bis sie widerlegt wurde (Falsifikation), glauben die Fundamentalisten eine absolute Wahrheit zu kennen, die niemals widerlegt werden kann. Der Fundamentalist wird somit für Kritik und rationale Argumente unzugänglich. Der Fundamentalismus birgt daher die Gefahr eines religiösen oder politischen Fanatismus in sich.
Da heilige Schriften in der Regel Verbote und Gebote enthalten und für den Fundamentalisten die "göttlichen Gesetze" wichtiger sind, als die von Menschen erlassenen Gesetze, ist der Fundamentalismus eine Bedrohung für die Demokratie und Freiheit.
Im Zentrum des christlichen Fundamentalismus steht die Irrtumslosigkeit der Bibel in allen Bereichen (Geographie, Geschichte und Biologie). Folglich werden sehr konservative Werte im Bereich der Sexualmoral vertreten (kein Sex außerhalb der Ehe, keine Verhütung, keine Abtreibung, Ablehnung von Homosexualität). Die Evolutionstheorie wird in der Regel abgelehnt und stattdessen am Kreationismus festgehalten.
Übertragen auf die politische Ebene fordern christlich fundamentalistische Parteien (z.B. die Partei Bibeltruer Christen) eine Umsetzung dieser konservativen Anschauungen in der Gesetzgebung. Der Vatikan kann als Christlicher fundamentalistischer Staat bezeichnet werden, in dem der Papst alle drei Gewalten auf sich vereint. Daneben gibt es weitere Länder mit einer christlichen Staatsreligion.
Der islamische Fundamentalismus fordert die wörtliche Befolgung der Vorschriften des Korans. Der entsprechende politische Fundamentalismus wird als Islamismus bezeichnet und ziehlt darauf ab, dass die religiösen Gesetze vom Staat durchgesetzt werden. Hierbei spielt insbesondere die Sharia, das religöse Gesetz des Islam, eine zentrale Rolle. In einigen Staaten wie zum Beispiel in Saudi-Arabien und Mauretanien gilt die Sharia vollständig. In anderen Ländern kommen die religiösen Gesetze des Islam nur im Privatrecht (Ehe, Scheidung, Erbrecht) zum Tragen.